januar 2019 – goodnews editorial

Müssen wir uns schuldig fühlen, weil wir «alles kaputt machen», allem voran das Klima und die Natur? Weil der Mensch alles Natürliche gnadenlos ausbeutet? Weil wir alle konsumieren und ausbeuten? Weil wir das Politische immer noch nicht zu unserer Privatsache gemacht haben und als menschliches Kollektiv keine wesentlichen Massnahmen ergreifen, um unseren Lebensstil endlich der planetarische Wirklichkeit anzupassen? Wir können uns gegenwärtig nur damit trösten, dass aus Schlechtem oft Gutes entsteht und dass es auch so etwas wie eine «glückliche Schuld» oder felix culpa gibt. Der katholische Begriff will heissen, dass negative Umstände zu positiven Ergebnissen führen können und wir so unsere Schuld transformieren. Und dass es – wie auch im Daoismus – das Bessere ohne das Schlechte nicht gäbe. Handeln müssen wir, damit es im neuen Jahr besser gelingt, uns den Bedürfnissen von Mutter Erde anzupassen.

Viel Erfolg dabei und ein glückliches Neues Jahr wünscht,
Susanne G. Seiler


Zinsverbot

Da hat doch schon wieder jemand die Milch in der Kuh verkauft.
Die Zukunft steht prinzipiell offen. Moment, das ist mein Euter!
Ihr sollt die Milch nicht im Euter verkaufen. Futures, Terminhandel:
auch das nicht. Und ihr sollt nicht mit unreifen Früchtchen handeln.
Ihr sollt warten, bis die Reize eine angemessene Grösse haben,
gross genug, um damit für Tiernahrung oder Mietwägen zu werben.
Ja, das dauert. Stichwort: Volatilität! Auch sollt ihr die Wolle nicht
auf dem Rücken der Tiere verkaufen. Nicht einmal das. Und Zins
sollt ihr nicht nehmen! Wie? Zins nicht! Ihr habt schon verstanden.
Wenn man euch versehentlich Gelder als Zinsguthaben übereignet,
werdet ihr die präzise atomisieren, zugunsten insolventer Besteller.
Das wäre es, in etwa. Mehr braucht ihr dazu gar nicht zu wissen.
Und es wird euch wohlergehen auf Erden. Ja, ich meine es ernst.

Monika Rinck

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