april 2020 – gut zu hören

Bowmboi
Rokia Traoré
Rokia befand sich vom 10. bis 25. März im Hungerstreik in einem französischen Gefängnis und sollte wegen angeblicher Kindsentführung nach Belgien ausgeliefert werden. Ihr Pech: Sie war mit einem mächtigen weissen Mann liiert. Weltweit haben viele Künstler sich für sie eingesetzt, worunter Damon Albarn, Angélique Kidjo und Youssou N’Dour. Auch die Regierung ihres Heimatlands unterstützte die französisch-malische Doppelbürgerin und Diplomatentochter, deren Pass nicht anerkannt wurde, obwohl sie damit jahrelang in Frankreich ein- und ausgereist war. Die Wurzeln der preisgekrönten Sängerin, Liedermacherin und Gitarristin liegen in der Mandingo-Kultur, doch verbrachte sie ihre Kindheit meistens ausserhalb Malis. Eigentlich hätte sie als Bambara keine Musik machen dürfen und brach im traditionellen Mali viele Tabus. Inzwischen wurde sie dank Coronavirus provisorisch frei gelassen. (sgs)
Label bleu, Februar 2018


Soul Makossa
Manu Makossa
Wir haben den legendären Emmanuel N’Djoké «Manu» Makossa am 25. März an Covid-19 verloren. Er war siebenundachtzig Jahre alt. Der ursprünglich aus Kamerun stammende Musiker und Songschreiber spielte Saxophon und Vibraphon und war einer der bekanntesten Musiker Afrikas. Er entwickelte seinen eigenen Musikstil aus Elementen des Jazz, des Funk und der traditionellen Musik seines Landes. Der Name Makossa bedeutet „Tanz“ und geht auf einen Douala-Tanz namens Kossa zurück, die beliebteste Musik in der grössten Stadt Kameruns, in der Manu aufwuchs. «In den 1980er Jahren war Makossa nach Paris gezogen, wo er einen neuen Pop-Makossa entwickelte, der den Kassav aus der französischen Karibik mit dem schnellen Zouk-Stil verschmolz. Zu den prominenten Musikern aus dieser Zeit gehörten Moni Bilé, Douleur, Bébé Manga, Ben Decca, Petit-Pays und Esa.» Später eroberte Makossa das Mainstream-Publikum in der ganzen Welt. (sgs)
Makossa International Records, Februar 2018


Kyagulanyi
Maulana and Reign
Robert Kyagulanyi Ssentamu (geboren am 12. Februar 1982), bekannt unter seinem Künstlernamen Bobi Wine, ist ein ugandischer Musiker, Schauspieler, Geschäftsmann, Politiker und Philanthrop. Seit dem 11. Juli 2017 vertritt er als Abgeordneter den Wahlkreis Kyadondo Ost im Bezirk Wakiso in der Zentralregion Ugandas. Kyagulanyi begann seine Musikkarriere in den frühen 2000er Jahren. Seine ersten Singles «Akagoma», «Funtula» und «Sunda» (mit Ziggy D) brachten ihm Erfolg in der ostafrikanischen Musikszene. Seine Musik wurde als Reggae, Dancehall und Afrobeat charakterisiert, oft mit einer sozial bewussten Botschaft. In fünfzehn Jahren sind von ihm mehr als 70 Songs erschienen. (Wikipedia) Bobi hat kürzlich eine neue Single veröffentlicht, um seine Regierung im Kampf gegen das Coronavirus zu unterstützen. (sgs)
Germaica Digital, Februar 2020


Oxygene
Schaltkreis Wassermann
PJ Wassermann hat sich die Arbeit von einem anderen elektronischen Pionier vorgeknüpft und covert hier gekonnt Jean Michel Jarre: «Schaltkreis Wassermann hatte schon vor etwa 10 Jahren im Studio einen Entwurf für eine Coverversion von Oxygene angefangen. Stella Wassermann hat damals das Wort Oxygene ins Mikrophon gehaucht und ich habe diese Samples kräftig verfremdet. Diese Skizze ist dann liegengeblieben bis vor zwei Jahren, als ich den Song auf der EP 2600noise veröffentlicht habe. Nun habe ich ihn nochmals überarbeitet, das Intro mit dem Sphärenwind war viel zu lang für die heutigen ungeduldigen Musikhörer, die den Refrain am liebsten bereits in den ersten Takten hören. Hier nun also der CO2-Mix von Schaltkreis Wassermanns Oxygene, eine Hommage an Jean-Michel Jarre, der uns vor vielen Jahren inspiriert hat.»
HyperMusik, März 2020


Murder Most Foul
Bob Dylan
Dieses fulminante Alterswerk, das siebzehn Minuten lang mit historischen Andeutungen zu einer Zeit gespickt ist, als die Welt mit dem Kennedy-Mord für eine ganze Generation ihre Unschuld verlor. Vorgetragen mit zarter und nuancierter Stimme, handelt es sich um eine vertonte Ballade, die eine ganze Epoche festhält. Es ist ein Klage- oder auch ein Wiegenlied, das an den Tag zurückkehrt, als das Elend mit Amerika seinen Anfang nahm, auch wenn die Hippie-Ära für kurze Zeit neuen Optimismus brachte. Politisch aber schieden sich fortan die Geister und kaum einer konnte sich mehr zu der Einigkeit aufraffen, mit der John F. Kennedy seine Landsleute aufgefordert hatte, nicht zu fragen, was ihr Land für sie tun könne, sondern war sie für ihr Land tun könnten, was heute wie blanke Utopie klingt. Nur schon alle Titel zu hören, die Dylan referenziert, füllt Stunden. Die Spekulationen zu dieser tröstlichen Neuerscheinung, der ersten seit 2012, wird Bände füllen. Was Dylan damit sagen will? Musik wird in diesen erschütternden Zeiten unsere Rettung sein. (sgs)
Columbia, März 2020

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