juli 2020 – goodnews editorial

Seit es Amerika gibt, hat es die europäische Phantasie beflügelt. Ob man es hasst oder liebt, der Klang seines Namens, seine Städte, der Glamour und das Tempo, aber auch die Kriege und sozialen Ungleichheiten, für die die Vereinigten Staaten von Amerika stehen, rufen starke Bilder in uns wach. Als weisse Europäer können wir nicht wissen, wie viel Black Lives Matter in den USA. Aber wir wissen, dass es bei uns nicht genug ist, und schämen uns für unsere grausame kollektive koloniale Vergangenheit. Es gibt im Hier und Jetzt viel zu tun, um Vorurteile abzubauen und bessere Bedingungen für Afro-Europäer und People of Color zu schaffen. Heisst das, dass wir uns schuldig fühlen sollen? Schuldgefühle führen zu Angst, und ein von Angst beherrschtes Leben führt uns in die Vergangenheit statt zu besseren Lösungen für die Zukunft. Anstatt uns vor einander zu fürchten, wollen wir uns um einander kümmern. Entschuldigungen sind fällig. Die Vereinigten Staaten brauchen dringend eine Wahrheits- und Versöhnungskommission. Es gibt viele Schatten, die darauf warten, ans Licht gebracht und in die gelebte Geschichte integriert zu werden. Wir müssen das Unbekannte akzeptieren und zu einem Teil unseres Lebens machen. Auch in Europa.

Vertrauensvoll,
Susanne G. Seiler


[Schaut man weg, ordnen sich ohne Grund…]

Schaut man weg, ordnen sich ohne Grund nach all den Geraden
auch die Blumen und Farben. Schaut man wieder hin, liegen sie
unschuldig da wie ein gemischter Salat, doch verschieben sich
bei jedem Blick und Schritt immer wieder, sodass sich
die Erscheinungen verdreifachen, teilen und sich verwechseln,
ohne sich jemals zu verdecken. Von wo aus man auch schaut
kommt der Haufen in Form, und man staunt als man entdeckt,
dass er in einer Vase steckt. Unvollkommen die Ordnung,
und das Muster bloss Strauss. Zurückgeholt an einen Ort
eilt man auf Schritt und Tripp soweit der Atem reicht.

Sandra Burkhardt

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