oktober 2020 – gut zu hören

Deep Dark South
Bendrix Littleton
«Bendrix Littleton ist das Schreib- und Aufnahmeprojekt des Nashville-via-Dallas-Musikers Bennett Littlejohn. Der Namensvetter des Projekts, Maurice Bendrix, der Protagonist von Graham Greenes Roman Das Ende einer Affäre, von 1951, ist manchmal ein unzuverlässiger Erzähler, denn er ist so von Eifersucht, Selbstmitleid, Selbsthass und Bitterkeit verzehrt, dass er alle anderen an sich selbst misst…[und] gesteht, dass von Zeit zu Zeit «ein Dämon Besitz von seinem Gehirn ergreift». Das ist eine passende Umschreibung für die selbstbewussten, von Malaise erfüllten Lieder von Bendrix Littletons Debüt Deep Dark South. Während das Album von den Widersprüchen und der schmerzhaften Schönheit des modernen amerikanischen Südens durchdrungen ist (im Gegensatz zu Greenes London des Zweiten Weltkriegs), bleibt die verschwommene, einsame Erzählstimme erhalten.
NNA Tapes, September 2020


Hyper Romance
Jadu Heart
«Jadu Heart, auch bekannt als das in Bristol ansässige Duo Alex Headford und Diva Jeffrey, war schon immer ein wenig schwer fassbar. Das letztjährige Debütalbum Melt Away bewegte sich in der einen Minute von Trip-Pop zu experimenteller Schlafzimmer-Elektronik in der nächsten. Ihr Sound ist ebenso schwer zu fassen wie der der beiden selbst, die sich lieber hinter ihren maskierten Alter Egos, Dina und Faro, versteckten. Auf ihrem zweiten Album, Hyper Romance, ist alles anders. Die Masken und Spitznamen wurden zugunsten verzerrter Gitarren und Delay-Peddles aufgegeben. Das Ergebnis ist eine sehr dreckige Version der Ekstase und Tragödie des sich Ver- und Entliebens. Die romantische Vision von Jadu Heart ist voller heidnischer Bilder: das Objekt ihrer Zuneigung ein Teufel mit ‘Schlangen im Haar’, der den Himmel zurückweist und im Feuer tanzt.» (NME)
VLF Records, September 2020


The World is Really Fucked but This Show Will Be Pretty Good
Rachel Lark
Ein schönes kleines Stück Trash von der in Oakland lebenden Sängerin/Songwriterin Rachel Lark, die mit der komödiantischen Single und dem Video The World’s Really Fucked But This Show will Be Pretty Good aufwartet. Mit Toilettenpapierthronen und einem fröhlichen Soundtrack zur Apokalypse folgt sie der Veröffentlichung von «The Unicorn Song» und ist die zweite Entkoppelung von Larks neuer EP Sex and Balances. Sie erklärt: «Ich bin Rachel Lark, und ich bin eine Multi-Instrumentalistin und Singer/Songwriterin, die sich bei Perversen, psychedelischen Partyveranstaltern, Festivalbesuchern und College-Studenten einen Namen gemacht hat. Meine Musik ist seltsam, verstört das Patriarchat und ist sexuell explizit. Deshalb kommt meine ganze Unterstützung von knallharten Verrückten wie euch. Ihr habt mir Liebe, Loyalität und gelegentlich auch euer Geld gegeben.»
DU Rec, September 2020


The Ascension
Sufjan Stevens
Sufjan Stevens wächst einem allmählich ans Herz. Auf seinem ersten Album nach fünf Jahren verführt uns die Kunst, mit der er arbeitet, sein Sound klingt ein wenig wie eine spätere Version von Jon & Vangelis. Es ist eine Einladung, dem Elend der Welt zu entfliehen, aber es lädt uns auch dazu ein, uns zu entspannen und uns in den Tag einsinken zu lassen. Genau dann wird der Ton dringlicher, wodurch wir bald glauben zu verstehen, dass wir in eine Art kosmischen Kataklysmus geführt werden. Doch dann werden die Dinge spielerisch, und der Takt schaukelt uns, bevor er eine sakrale Wendung nimmt. Stevens wurde in Detroit geboren. Er spielt eine Vielzahl von Instrumenten und hat eine Reihe von Musikpreisen erhalten. Sein achtes Album kommt ausgesprochen psychedelisch daher. (sgs)
Sufjan Stevens, October 2020


Something More Live Performance (Ibiza Lockdown)
Roisin Murphy
Murphys unverwechselbare Stimme und Stil wurden Ende der neunziger Jahre als Teil des Trip-Hop-Duos Moloko bekannt (zusammen mit Partner Mark Brydon). Sie stammt ursprünglich aus der irischen Grafschaft Wicklow, zog aber schon als Teenager nach Manchester. Roisin Machine, das neue Album, ist ihr fünftes als Solokünstlerin. Es wirkt weniger roh als ihr früheres Werk, obwohl Roisin in einem durchsichtigen grünen Nachthemd herumrennt und mich auf eine gefühlvolle Art daran erinnert, wie es damals war, in der Disco zu Glam Rock zu tanzen. Der Clip für «Something More» ist Teil einer ganzen Reihe innovativer «Live at Home»-Videos, die in den letzten Monaten entstanden sind. In Something More Live begleitet eine Kamera Murphy auf ihrem Weg durch die Pracht einer leerstehenden italienischen Villa, bevor sie schliesslich in den Pool taucht. (sgs)
Skint/BMG, October 2020

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