februar 2021 – goodnews editorial

Diesen Monat stimmen wir, das Schweizer Volk, darüber ab, ob Burkas hier verboten werden sollen. Wir müssen bereits mit dem unnötigen Verbot von neuen Moscheen leben, unserem ersten „Scheingesetz“. Als friedliche und freiheitsliebende Bürgerin mag ich es nicht, anderen Menschen vorzuschreiben, was sie zu tun haben, solange sie dabei keinen Zwang ausüben. Ich stelle mir vor, dass Frauen „unter den Schleier gezwungen“ werden, wie manche in unserem Kulturkreis früher ins Kloster bugsiert wurden. Es sind wenige, und unsere Gesetze müssen ausreichen, um sie – und uns alle – vor solchen Übergriffen zu schützen. Wenn eine Frau das Haus nicht verlassen kann, weil sie nur vollverschleiert nach draussen gehen darf, wird sie kaum eine Möglichkeit finden, sich zur Wehr zu setzen. Ich habe hier bisher nur eine vollverschleierte Frau gesehen, ausser auf Fotos von Touristinnen, und fand diese verhüllte Person ein wenig befremdlich. Aber hat sie mir etwas angetan? Vielmehr machte sie den Eindruck, als würde sie sich gerne unter ihrer Burka verstecken, so viel war an ihren Bewegungen zu erkennen. Wie jeder weiss, bietet eine Verhüllung oder Verkleidung ein gewisses Mass an Narrenfreiheit. Was an der Fasnacht nicht stört: Dass man nicht sieht, wer sich unter dem Kostüm versteckt. Wir wollen abschätzen können, ob jemand Böses im Schild führt, das ist unser Recht. Aber ist die feige Islamophobie, die sich hinter diesem Pseudo-Gesetz versteckt, auch unser Recht? Verkleidungen gibt es viele, der Phantasie sind keine Grenzen gesetzt. Terroristen tun so, als seien sie Normalos. Werden die gefühlten dreissig Burka-Trägerinnen in der Schweiz mein Sicherheitsgefühl erschüttern können? Hass darf nicht geschürt werden, wo kommen wir da hin!

Herzlich
Susanne G. Seiler


Winter

Der Fjord mit seinen Inseln liegt
wie eine Kreidezeichnung da;
die Wälder träumen schnee-umschmiegt,
und alles scheint so traulich nah.
So heimlich ward die ganze Welt…
als dämpfte selbst das herbste Weh
aus stillem, tiefem Wolkenzelt
geliebter, weicher, leiser Schnee.

Christian Morgenstern

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