juni 2021 – goodnews editorial

Orthorexia nervosa

Nebst Anorexie und Bulimie gibt es neuerdings eine dritte offiziell anerkannte Essstörung, habe ich kürzlich gelesen. Es kann sein, dass Sie sie schon kennen. Bei der Orthorexie geht es um die Besessenheit mit gesundem Essen, heute ein relativ verbreitetes Leiden, auch wenn es oft unerkannt bleibts. Die meisten von uns hätten gerne Nahrung auf dem Teller, die uns guttut. Dagegen ist nichts einzuwenden, wobei die Meinungen dazu, was gut für uns ist, auseinanderklaffen. Für die einen geht es nicht ohne Fleisch, Fisch und Milchprodukte, für die anderen geht es nicht oder nur beschränkt mit. Was vegan heisst, brauche ich Ihnen nicht zu erklären. Früher waren die Menschen vom Essen besessen, weil sie nicht genug davon hatten, heute leiden wir unter einem Überangebot, wovon vieles unter fragwürdigen Umständen produziert wird. Für mich ist gesundes Essen das, was bei uns wächst (mit «uns» meine ich Westeuropa), nicht aus Massentierhaltung stammt und möglichst naturbelassen ist. Ich esse kein Tier, das nur auf die Welt gekommen ist, um zu sterben – für mich! Zucker versuch ich zu meiden, auch wenn ich eigentlich ein Schleckmaul bin. Ich trinke nicht immer genug, dafür nur mässig Alkohol. Meine psychoaktiven Gewohnheiten habe ich meistens im Griff. Ungesund wird das Gesunde, wenn man sich bei jedem Biss erst inquisitorisch vergewissern muss, dass einem ja nichts «Schlechtes» zwischen die Zähne kommt. Wenn alles nur noch aus biologischem Anbau sein darf und man die Krise kriegt, wenn man bei Freunden essen soll, die es damit nicht so genau nehmen. Weil bio zu sehr auf ihr Portemonnaie schlägt? Das kann ich nachvollziehen, denn auch ich kann es mir nicht leisten, jeden Bissen Essen zu vergolden. Ausser bei den Eiern und beim Fisch, da bin ich wegen des Tierleids unerbittlich, also nur in Demeter-Qualität bzw. aus Schweizer Seen, dafür weniger oft. Isst man im Allgemeinen gesund, kann man sich ab und zu ruhig etwas Abwechslung gönnen. Schon Rudolf Steiner sagte, es sei ist besser, ein Glas Wein zu trinken, als ständig daran zu denken. Mein Motto: Das Geheimnis einer guten Gesundheit liegt nicht in dem was man isst, sondern in dem, was man nicht isst. Ausnahmen bestätigen die Regel. Zu meinen, man könne seine Gesundheit nur über die Ernährung steuern, scheint mir zu kurz gegriffen. Genuss bleibt wichtig und richtig, Bewegung und ein gutes Beziehungsnetz sowieso.

Gut ernährt, Ihre
Susanne G. Seiler


Sommer

Ihr singt von schönen Frühlingstagen
Von Blütenduft und Sonnenschein
Ich will nicht nach dem Frühling fragen
Nein Sommer, Sommer muss es sein.

Wo alles drängt und sich bereite
Auf einen goldnen Erntetag
Wo jede Frucht sich schwellt und weitet
Und schenkt, was Süsses in ihr lag.

Auch ich bin eine herbe, harte
Bin eine Frucht, die langsam reift
O Glut des Sommers, komm! Ich warte,
Dass mich dein heisser Atem streift.

Gustav Falke

Scroll to top