august 2021 – goodnews editorial

Motivation – woher stehlen, wenn nicht nehmen

Mein Freund Max, in seiner Freizeit Philosoph, meint, wir müssten, um uns zu motivieren, nur die innere Sau rauslassen. Motivation, sagt Wikipedia, ist das, was erklärt, warum Menschen oder Tiere ein bestimmtes Verhalten zu einem bestimmten Zeitpunkt einleiten, fortsetzen oder beenden. Triebe wie Hunger, Durst und Fortpflanzung definieren unsere Bedürfnishierachie, was bedeutet, dass wir gewisse Gefühle prioritär behandeln. Motivation ist eine Mischung aus uns innewohnendem und triebhaftem Verhalten, ein Impuls instinktiver, genetischer und geistiger Natur. Es gibt zwei Arten von Motivation, die Wissenschaft nennt sie intrinsisch und extrinsisch. Extrinsisch ist alles, was von aussen kommt, und ich nur deshalb tue, weil ich etwas dafür bekomme, in unserem Fall Geld, Liebe oder Status. Motivation ist hier Begierde und führt in die Versklavung. Ich mache mich abhängig von der erwarteten Belohnung und verlerne oder vergesse das zu tun, was mir Freude macht. Selbstverständlich kann man leidenschaftlich an einem sinnvollen Projekt arbeiten und dafür einen Lohn beziehen; wir müssen alle von etwas leben. Das wäre ein Motiv. Man kann aber auch ein bestimmtes Pensum an einfacher Sklaverei in Kauf nehmen und dafür ausserhalb der Arbeit unbelastet eigene Interessen verfolgen. Das Herz, dieser einsame Jäger, sucht die wahre oder intrinsische Motivation, die Schaffenslust, den kreativen Impuls, der uns von innen her dazu drängt, das zu tun, was uns erfreut, befriedigt und befreit. Doch was ist, wenn ich mich nicht anstrengen mag? Schon die alten Griechen wussten, dass der Mensch das sucht, was ihn erfreut und meidet, was ihm Mühe macht. Dank der engen Beziehung zwischen Motivation und Gefühl können Musik, Bewegung, Tanz und ästhetischer Genuss erweckend wirken, indem sie einen Stimmungs-Anreiz liefern. Doch auch dieser kommt von aussen und so sind wir wieder, wo wir waren. Es zeigt sich, dass die Wissenschaft keine hinreichenden Antworten auf die Frage hat, was uns ausserhalb der erwähnten Belohnungs-Schemata antreibt. Das Unterbewusste und seine Beweggründe lassen sich nicht entschlüsseln, auf die Absicht kommt es an, soweit der aktuelle Stand. Absicht führt zu Selbstregulierung und hilft uns dabei, unseren Willen zu entwickeln, was zu grösserer Kompetenz führt. Aber erst mal die innere Sau rauslassen!

Tapfer, Ihre
Susanne G. Seiler


felder, offen für jedes licht

als würden sie ihre eigenen ränder
wieder und wieder nachziehen
sich ihrer lage vergewissern
als wäre da nichts als die lage
die gelassenheit, in der sich die farben sammeln
in streifen, zacken, angeschrägten kästen
ohne tiefe
wie etwas vorübergehendes
lack, den du mit einem nagel abkratzt
das bild, das wir voneinander behalten
ohne zu verstehen.

Anja Kampmann

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