mai 2023 – goodnews editorial

hektik

Die Jahrtausendwende unserer Zeit entspricht ungefähr dem Ende des 13. Zyklus oder Bakun des Maya-Kalenders am 21. Dezember 2012. Seitdem scheint sich die Zeit zu beschleunigen, und wir stopfen immer mehr Inhalte in dieselben Stunden.

Diese rasante Entwicklung haben wir unserer Konkurrenz, den Halbleitern, zu verdanken. Diese winzigen Chips haben uns ihre Effektivität aufgezwungen. Deshalb sind wir nicht nur chronisch elektronisch aufgeladen, sondern stehen auch unter dem ständigen Druck, mehr aus einem Leben zu machen, das früher gemächlich war. Im Hier und Jetzt zu leben bedeutet, sich mit Sturzhelmen und Regenjacken zu bewaffnen und sich auf seine ökologisch zertifizierten Fahrräder zu schwingen, um sich auf die Suche nach einer Zeit zu machen, die bereits vor hundertzehn Jahren verloren ging. (So alt ist das monumentale Werk von Marcel Proust dieses Jahr.)

Was uns rettet, ist die Natur, und in dieser Hinsicht bin ich sehr optimistisch. Wir können wieder Zeit im Freien verbringen und uns entspannen, wenn wir nicht ständig an unseren Handys oder PCs sitzen. Lassen wir sie zu Hause und verzichten wir auf die ständige Erreichbarkeit. Das Wort hat den Beigeschmack von Opfern, die mit religiöser Hingabe auf dem unerbittlichen Altar des Erfolgs gebracht werden müssen. Prioritäten werden gesetzt, Regime durchgesetzt. Es geht immer mehr Zeit drauf, und wofür?

Bicycle Day hat viel Spass gemacht. Wir würden diesen denkwürdigen Tag von jetzt an gerne jährlich begehen, damit er wachsen und gedeihen kann. Erstens ist es eine schöne Strecke und zweitens gab es eine kleine Sensation. Ein paar von uns wurden in das Haus eingeladen, in dem Albert Hofmann wohnte, als er seinen berühmten ersten absichtlichen LSD-Trip machte. Er muss sich so elend gefühlt haben, dass er die nächstbeste Sitzgelegenheit ansteuerte, um wenigstens im Liegen sterben zu können. Die Couch, auf die er sich warf, stand direkt neben dem Eingang. Irgendwann werden wir das Haus und das Wohnzimmer sehen und die jetzigen Besitzer kennenlernen, denn das Schweizer Fernsehen hat uns begleitet und zwei Kameraleute und eine Regisseurin bemüht. Mehr über ihre Dokumentation zu gegebener Zeit.

Ich wünsche Ihnen einen herrlichen Frühling!
Ihre
Susanne G. Seiler
 
P.S. Sie finden uns jeden Donnerstagnachmittag von 14 – 18 Uhr in der gaialounge, Hochstrasse 70 in Basel (hinter dem Hauptbahnhof Basel SBB, Haltestelle Peter Merian). Herzlich willkommen!


umlaufbahn der seele

Mein wahrer Stern
auf der Umlaufbahn der Seele,
dorthin wandere ich in der Früh’,
dort lass ich den langen Zug meiner Müdigkeit ruhn.
Mein treuer, geheimer Stern,
er wartet auf mich
an den Gabelungen der Zeit,
auf der Startbahn des Sturms.
Mein wahrer Stern
auf der Umlaufbahn der Seele,
knieend flüstere ich in seiner Gegenwart,
sing’ ich das Lied des Daseins,
tauche mein strömendes Herz
in des Daseins Meer.
Ich umarme die Illusion der Freiheit,
meine klaren Tränen waschen sie, bis rein sie erstrahlt.
Vielleicht rettet sie mich.
Vielleicht erhebt sie mich zu den Türmen der Gewissheit

 Hanane Aad

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