juni 2023 – goodnews editorial

bildung und wirklichkeit

Unser Bildungssystem ist nicht mehr zeitgemäss. In einer Gesellschaft wie unsere, in der Wissen global verfügbar ist, brauchen wir eine neue Pädagogik, die auf individuelle Bedürfnisse eingeht. Anstatt Lehrpläne abzuarbeiten, könnten Lehrer unseren Kindern dabei helfen, in Zusammenarbeit mit Gleichaltrigen ihre eigenen Ideen und Pläne zu erforschen, zu analysieren und zu kultivieren.

Claudio Naranjo, der bahnbrechende chilenisch-amerikanische Psychiater, spirituelle Lehrer und psychedelische Therapeut, lieferte bedeutende Beiträge zur psychiatrischen Forschung, indem er in den Sechzigern Harmalin, einen Wirkstoff von Ayahuasca, und das zentralafrikanische Iboga einführte. Später wandte er sich der Erziehung von Kindern und Jugendlichen zu und verfasste das bahnbrechende Buch Changing Education to Change the World: A New Vision of Schooling. Diese Buch sollten alle lesen, der sich mit dem Bildungssystem auseinandersetzen und auf Alternativen hoffen. Einen deutschsprachigen Beitrag von ihm zum Thema, gibt es hier.

Naranjos Erziehungsansatz geht davon aus, dass Handeln, Denken, Fühlen und Bewusstsein intrinsische Aspekte unseres Wesens sind. Kürzlich schlug Bill Gates vor, Roboter könnten Kindern das Lesen und Schreiben effektiver beibringen als menschliche Pädagogen, da die künstliche Lehrerin in der Lage ist, jederzeit intelligent und ansprechend auf die individuellen Bedürfnisse ihres Schülers einzugehen. Angesichts der begrenzten kindlichen Aufmerksamkeit könnten Roboter in kurzen, gezielten Sitzungen immer dann eingesetzt werden, wenn sich das Kind empfänglich zeigt. Ältere Kinder werden aufgrund ihrer eigenen Lesefähigkeit zu wertvollen Motivatoren. In einer altersgemischten Umgebung können die Kinder ihre Mitschülerinnen selbst auswählen, um bestimmte Themen zu erforschen oder kreative Projekte durchzuführen.

Ein kleines Team von Lehrerinnen/Helfern bietet Anleitung und Aufsicht, während Eltern sowohl zu Hause als auch in den Lernzentren aktiv dabei sein können. Dieser Ansatz fördert die Zusammenarbeit und das Wachstum aller Beteiligten.

Beim Lernen neigen junge Menschen dazu, sich auf Themen zu konzentrieren, die ihren Interessen und Fähigkeiten entsprechen. In Anbetracht dieser natürlichen Tendenz scheint es logisch, ihnen schon in jungen Jahren eine grössere Autonomie in Bezug auf ihre Bildung zu gewähren. Auf diese Weise fördern wir ein Umfeld, das zu überraschenden Innovationen führt, denn wir wissen, dass Kindheit, Jugend und frühes Erwachsenenalter die kreativsten Lebensphasen sind. Viele berühmte Genies haben ihre bemerkenswerten Leistungen vor ihrem fünfundzwanzigsten Altersjahr vollbracht. Indem wir die Autonomie junger Lernender fördern, setzen wir ihr Potenzial frei und schaffen Möglichkeiten für sie, die Bereiche zu erforschen, die ihre Neugierde und Leidenschaft wecken, und in denen sie glänzen können.

Es lohnt sich, einen Blick auf die derzeitige Bildungslandschaft zu werfen, in der viel Zeit auf den Erwerb grundlegender Fähigkeiten wie Lesen, Schreiben und Rechnen verwendet wird. Auch wenn diese Fähigkeiten grundlegend sind, ist es noch wichtiger, unseren Kindern die Werkzeuge und die Einstellung in die Hand zu geben, die sie brauchen, um sich mit der Welt auseinanderzusetzen, die sie erwartet.

Herzlich Ihre
Susanne G. Seiler
 
P.S. Sie finden uns jeden Donnerstagnachmittag von 14 – 18 Uhr in der gaialounge, Hochstrasse 70 in Basel (hinter dem Hauptbahnhof Basel SBB, Haltestelle Peter Merian). Herzlich willkommen!


der sommerfaden

Da fliegt, als wir im Felde gehen,
Ein Sommerfaden über Land,
Ein leicht und licht Gespinst der Feen,
Und knüpft von mir zu ihr ein Band.
Ich nehm ihn für ein günstig Zeichen,
Ein Zeichen, wie die Lieb es braucht.
O Hoffnungen der Hoffnungsreichen,
Aus Duft gewebt, von Luft zerhaucht!

 Ludwig Uhland

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