transzendenz und immanenz

transzendenz und immanenz

In den Sechzigern sprach man unter Hippies gern davon, «den ganzen Mist zu überwinden». Leider erwies sich dieser als hartnäckig, auch wenn einzelne Fortschritte dabei machten.

In der Religionsphilosophie beziehen sich die Begriffe Transzendenz und Immanenz auf die Frage, ob Gott fern von seiner Schöpfung weilt oder ob er ein Teil von ihr ist. Umgangssprachlich erleben Menschen Transzendenz als ein Überschreiten ihres gewohnten Bewusstseinszustandes. Dies wird durch Gebet, Meditation, Kontemplation, Tanz, Gesang, Musik, Visionen oder Psychedelika erreicht.

Immanenz braucht nichts davon. Sind Sie wie ich Pantheistin, glauben Sie, dass Gott oder das Absolute ein wesentlicher Teil von allem ist, und dass es deshalbnichts gibt, wonach man streben muss, um ein Teil von Ihm, Ihr, Es oder Them zu sein. Meditation, Kontemplation und Achtsamkeit betrachte ich als spirituelle Hygiene, was sicher nicht verkehrt ist.

Im biblischen Gleichnis von Moses und dem brennenden Dornbusch (Ex 3,1- 4,17) wird das klassische Argument für Transzendenz vorgebracht, als Moses Gott zum ersten Mal begegnet. Er fordert ihn auf, seine Schuhe auszuziehen, da Moses auf heiligen Land steht. Menschen wie ich argumentieren, dass wir immer auf heiligem Land stehen. Himmlische Visionen und Ratschläge aus Quellen ausserhalb unserer selbst sind nicht zu verachten: Immanenz ist universell, Transzendenz das Vehikel, das uns zu dieser Erkenntnis führt.

Um das zu überwinden, woran unsere Gesellschaft krankt, müssen wir uns fragen, was wirklich zählt. Die drei wichtigsten Dinge für uns als unabdingbarer Teil der Schöpfung sind: Natur. Frieden. Menschlichkeit. Natur bezieht sich auf unseren Umgang mit der Schöpfung, die uns anvertraut ist. Frieden bedeutet, uns um weniger Krieg und Unfrieden auf der Welt zu bemühen. Menschlichkeit steht synonym für Mitgefühl, damit wir unser gegenseitiges Auskommen auf individueller und kollektiver Ebene verbessern.

Ich sage nicht, das sei einfach, doch die schmerzliche Schönheit unserer Welt verdient unsere besten Bemühungen.

Ihre
Susanne G. Seiler

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