märz 2020 – goodnews editorial

Julian Paul Assange, der ungeliebte Whistleblower

Er mag kein Sympathieträger sein wie Edgar Snowden, seine eigenen Loyalitäten liegen rechts, doch auch kontroverse Journalisten haben ein Recht auf Gerechtigkeit, vor allem wenn man, wie der australische Wikileaks-Gründer, durch die weitläufigen Enthüllungen, die Chelsea Manning ihm zuspielte, selbst wesentliche  Ungerechtigkeiten aufdeckte. Wer aufmerksam liest, vermutet schon länger, dass die Vergewaltigungsvorwürfe, die Schweden gegen ihn erhebt, konstruiert sind. Es sind nicht etwa seine Freunde vom Chaos Computer Club oder andere Hacker, die diese von der Republik als Scoop veröffentlichten Vorwürfe erheben (siehe unten). Der Schweizer UNO-Sonderberichterstatter über Folter Nils Melzer meint, Assanges Fall sei unlauter und es sei illegal, jemand so zu inhaftieren, dass seine – körperliche, psychische und soziale -– Gesundheit leide. Das ist bei Assange mehr als gegeben, die Bilder eines verwahrlosten Mannes am Rande des Zusammenbruchs, der nach fast sieben Jahren praktischer Einzelhaft von der Polizei aus der Botschaft Ecuadors getragen wurde, gingen um die Welt.  Seither modert er in einem Londoner Gefängnis vor sich hin. Bleibt zu hoffen, dass die internationalen Appelle und Demonstrationen für seine Freilassung fruchten werden. Ex iniuria ius non oritur!*

Bleiben Sie gesund!

Susanne G. Seiler

*Von Unrecht kann kein Recht kommen.

In eigener Sache

Liebe Freunde und Bekannte
Wir vom Gaiamedia-Team suchen per 1. April 2020 ein Ladenlokal für unsere gaialounge/ethnobotanika in Basel Stadt.
Es sollte idealerweise über ein Schaufenster, eine Toilette sowie einen Nebenraum verfügen. Wir würden zentral gelegene Quartiere in der Nähe des Bahnhofs Basel SBB bevorzugen. Wir sind für jeden Hinweis sehr dankbar.
Kontaktiert uns bitte via E-mail an info@ethnobotanika.ch oder per Telefon 0041 (0)79 469 76 20.
Herzlichen Dank für Eure Mithilfe!
Euer Gaia Media-Team


Lebe oder nicht

Lebe oder nicht
was macht das
wenn auf den Bäumen Blätter
und auf der Erde
Schatten des Himmels

Viivi Luik

februar 2020 – goodnews editorial

Rückblick 2019 • Ausblick 2020

Zwei Projekte standen im vergangenen Jahr im Fokus der Stiftung: eine psychedelische Beratungsstelle und die Schaffung einer Gaia Lounge.
Am 1. November 2019 hat die «Psychedelika-Beratung» den Betrieb aufgenommen. Sie soll Hilfestellung bei Fragen oder Problemen in Zusammenhang mit dem Gebrauch von Psychedelika bieten. Es handelt sich um ein Projekt der Gaia Media Stiftung in Zusammenarbeit mit der Schweizerischen Ärztegesellschaft für Psycholytische Therapie (SAEPT). Finanziert wird die Beratungsstelle vorläufig durch eine zweckgebundene Spende der Eulenpark Stiftung an die Gaia Media Stiftung. David Münster betreut die telefonische Triage. Weitere Informationen dazu finden sich auf www.gaiamedia.org.
Schon weit fortgeschritten ist das Projekt eines öffentlich zugänglichen Lokals analog dem früheren Gaia Bazar. Es soll ein Begegnungszentrum werden, in dem Getränke und kleine Speisen serviert werden. Weiter werden dort ethnobotanische Produkte und Medien zu den Themen der Gaia Media Stiftung verkauft sowie Seminare, Workshops und Vorträge veranstaltet. Wenn möglich soll dort auch die Mediathek der Gaia Media Stiftung eine neue Bleibe finden. Wir haben in David Münster einen passionierten Ethnobotaniker gefunden, der mit seiner ethnobotanika GmbH das Projekt zusammen mit der Stiftung betreuen wird. Geplant ist, dass die Gaia Lounge im April 2020 ihre Türen öffnet. Zurzeit sind wir auf der Suche nach einem geeigneten Lokal.
Nach dem Erfolg des eintägigen Symposiums 75 Jahre LSD: Wohin geht die Reise? am 19. April 2018 im Hotel Hofmatt bei Basel führen wir am 18. April 2020 unter dem Titel Die psychedelische Renaissance am gleichen Ort eine weitere eintägige Konferenz durch. Organisiert wird sie wiederum von der Gaia Media Stiftung zusammen mit dem Nachtschatten Verlag und der SAEPT. Alle Informationen finden sich auf der Website www.bicycleday.ch.
Susanne G. Seiler redigiert seit August 2017 sie den monatlichen Newsletter gaiamedia goodnews, der in einer deutschen und einer englischen Version versendet wird und positive Resonanz stösst. Überdies ist sie dabei, die Mediathek zu katalogisieren.
Unser YouTube-Kanal gaiamedia mit über hundert eigenen und dutzenden weiteren Videos verzeichnet aktuell 6‘680 Abonnenten.
Mein Dank geht an die beiden Stiftungsräte Dr. Pierre Joset und Kerim Seiler. Weiter danke ich Susanne G. Seiler für die inhaltliche Betreuung des Newsletters, Therese Hartmann dafür, dass sie sich um die Formatierung und den Versand der goodnews kümmert und die Stiftung organisatorisch betreut sowie David York Münster für die Betreuung der Website www.gaiamedia.org und für sein technisches Knowhow.
Zu guter Letzt danke ich im Namen des Stiftungsrats den Gönnern der Stiftung sowie allen anderen Personen, die diese unterstützen, besonders herzlich.
Für unsere zukünftigen Aktivitäten sind wir mehr denn je auf Sie angewiesen. Wir bitten Sie deshalb, Gönner zu werden oder Ihre Mitgliedschaft zu erneuern. Die Beiträge bleiben auch im 2020 unverändert. Informationen zur Gönnerschaft finden Sie hier.
Auch Spenden sind mehr als willkommen. Danke!
Mit den besten Wünschen und herzlichen Grüssen

Lucius Werthmüller
Präsident der Gaia Media Stiftung

januar 2020 – goodnews editorial

Abschied
Der letzte des berühmtesten Trios der psychedelischen Geschichte ist nicht mehr: 2019 ist nicht nur Ralph Metzner, sondern auch Ram Dass gestorben, am Sonntag, 22. Dezember zu Hause auf Maui (Hawaii). Ich begegnete ihm in den Achtzigern, bei Timothy Leary, am Wonderland Drive in LA, als der berühmte Guru sich gerade überlegte, ob er nicht lieber wieder Richard Alpert sein wollte. Auf dem Weg zu einer Party bei Langlebigkeitsspezialist Ron Walford in Venice hatten Tim und Richard, der uns fuhr, einen heftigen Streit. «Das Leben ist ein Tränental», verkündete der Autor von Sei jetzt hier, (seiner innovativen hinduistischen Hippiebibel von 1971 mit weltweit zwei Millionen verkauften Exemplaren). «Wir müssen alles in unserer Macht Stehende tun, um das Leiden der Welt zu lindern!» «Das ist das Schlimmste, was ich je von dir gehört habe, Dick!» schoss Tim vom Beifahrersitz zurück, ein halb leeres Glas Pimm’s in der Hand. «Das Leben ist ein glorreiches Abenteuer, eine berauschende Reise, die wir in vollen Zügen geniessen sollten!» Und an Barbara (seine Frau), Dieter (Hagenbach, sein Verleger) und mich (Susanne) gewandt: «Warum seid ihr nur so still da hinten?» «Wir hören und lernen», konterte ich leicht ironisch, als Barbara und Dieter nicht antworteten. Auf der Party war klar, warum es für Richard nicht einfach war, nicht länger Ram Dass zu sein – so viele Menschen verehrten ihn, wollten ihm nahe sein und suchten seinen Rat. Und obwohl er wusste, dass ich nicht unbedingt dazu gehörte, bedachte er auch mich am nächsten Tag beim Abschied mit einer warmen Umarmung. Danke für die Liebe, danke für das Licht und danke für dein grosses Mitgefühl, Baba!

Liebe Freunde und Leserinnen, an dieser Stelle wünschen wir Ihnen ein positives und wohlwollendes 2020.

Von Herzen,
Susanne G. Seiler

P.S. Beachten Sie die Konferenz zum Bicycle Day 2020 unter «gut zu besuchen», die die GaiaMedia Stiftung, der Nachtschatten Verlag und die Schweizerische Ärztegesellschaft für psycholytische Therapie (SÄPT) am 18. April veranstalten.

dezember 2019 – goodnews editorial

Tatsachen und Meinungen
Dass die Erde rund ist, gilt als gewiss, die Idee, sie sei flach, wird sich ebenso wenig durchsetzen wie die Annahme, die Sonne kreise um die Erde. Nun ist keiner zu unbedeutend, einen Standpunkt zu haben, denn das ist das Wesen der Demokratie, in der, wie Albert Hofmann einmal treffend bemerkte, jeder und jede das Recht auf eine eigene Meinung hat, gleich wie unqualifiziert. Mit dem prophetischen Charakter dieses Bonmots rechnete damals niemand, vertreten doch heute hochoffiziell allerlei Gruppierungen abstruse Meinungen, welche sie uns für bare Münze verkaufen wollen. Nebst willkürlichen Überzeugungen hegen sie auch gefährliche Glauben, weshalb in der Schweiz die öffentliche Verkündung von extremem Gedankengut geahndet wird: Wer zu Hass und/oder Rassismus aufruft, soll keine Stimme haben. Anders beim virtuellen Hass, dem nur schwer Einhalt zu gebieten ist. Der boulevardeske und oft ruppige Ton in den sozialen Medien ist schwer auszuhalten. Natürlich interessieren mich grundsätzlich alle Stimmen. Doch politische Propaganda und Diskussionen, die die Leute gegen einander aufwiegeln und die wirrsten Unterstellungen, Beschimpfungen und Beleidigungen nach sich ziehen? Nein danke. Wir leben in einer konsensuellen Wirklichkeit, ein gemeinsam gewobenes Netz der Wahrnehmung – in seinen virtuellen Maschen wollen wir uns nicht verfangen und stattdessen lieber selbst was unternehmen.

Herzlich
Susanne G. Seiler


LICHT

Licht
im Licht
ist nichts

nur Schatten
ist nichts
im Licht

Arnaldo Antunes

november 2019 – goodnews editorial

Seit einigen Jahren erleben psychedelische Substanzen wie LSD, Psilocybin oder Ayahuasca eine Renaissance. Ihr therapeutischer Nutzen, ihre Risiken als Freizeitdrogen oder das sogenannte Microdosing werden in der Presse breit und unvoreingenommen diskutiert. Michael Pollans Buch How to change your mind (Verändere Dein Bewusstsein), über seine Erfahrungen mit psychoaktiven Substanzen, ist in den USA und in Europa ein Bestseller. Manche Menschen beschäftigen sich jahrelang mit schwierigen und unerledigten Aspekten ihrer psychedelischen Erfahrungen und verspüren das Bedürfnis, mit einer Fachperson das Erlebte zu besprechen. Deshalb bietet die Gaia Media Stiftung in Zusammenarbeit mit der Schweizerischen Ärztegesellschaft für Psycholytische Therapie (SÄPT) ab 1. November 2019 Beratung und Hilfestellung in Zusammenhang mit durch Psychedelika hervorgerufene Erfahrungen an. Die Beratung ist weltanschaulich und methodisch «neutral». Die Gaia Media Stiftung stellt zudem ein Beratungsangebot bei (straf-)rechtlichen Fragen in Zusammenhang mit dem Gebrauch dieser illegalen Substanzen zur Verfügung. Dieses erstreckt sich von kurzen Telefonaten, z.B. bei Fragen bezüglich der Wirkungen und Nebenwirkungen von Substanzen, bis zu zwei bis drei Beratungsgesprächen. Sollte dieser zeitliche Rahmen nicht genügen, vermitteln die Beratenden weitere Hilfsmöglichkeiten. Das kostenlose telefonische Beratungsgespräch ist auf 20 Minuten beschränkt. Danach wird den Ratsuchenden empfohlen, sich zu einem persönlichen Gespräch einzufinden. Für Fragen betreffend Cannabis, Opiate, Kokain oder Amphetamine wende man sich an bestehende Beratungsstellen. Der Name des Beratenen sowie der Inhalt der Beratung werden vertraulich behandelt. Der Beratungsdienst ist erreichbar über beratung@gaiamedia.org oder telefonisch unter +41 (0)76 634 29 88.

Ihre Gaia Media Stiftung


Imago

die jahreszeiten wechseln nun
täglich ∙ mit den liebschaften
im kopf ∙ steigt stetig der
druck, ich bin wie die plötzlich
hereinziehende winterlandschaft
unüberhörbares atemgeräusch
wenn sich die stigmen schliessen ∙ zieht der tausendfüssler
weiter – ich werde
beobachtet ∙ von menschen
anhäufungen ∙ verschieben sich
durch den reisetrakt, halb +
halb verdaut ∙ will ich nichts als verpuppung

Christian Schloyer

oktober 2019 – goodnews editorial

Vergessen wir das Schlechte leichter als das Gute? Oder hängt es davon ab, ob wir generell glauben, dass das Glas halb voll oder halb leer ist? Und wenn wir lieber das Schlechte vergessen, ist es das, was die Natur von uns will, oder ist es ein Trick und tun wir nur so? Oder, viel schlimmer, sind wir an einem Punkt angelangt, an dem wir die Zukunft fürchten und die Vergangenheit verklären? Wie bestimmte Politiker, die den Status quo um jeden Preis schützen und rückwärts gewandt leben, immer mit einem Fuss in einem geschönten Gestern? Sie sind ein gutes Beispiel dafür, wie wir das Schlechte an den guten alten Tagen vergessen, weil wir „damals“ jung oder zumindest jünger waren und dachten, die Welt gehöre uns. Aber jetzt, da sie uns schon so lange gehört, müssen wir uns auf das konzentrieren, was getan werden muss, um sie in einem so guten Zustand wie möglich weiterzugeben. Nicht wie damals, wie heute. Dabei müssen auch wir viel Schlechtes ignorieren, um uns auf das Gute zu konzentrieren.

Viel Licht wünscht Ihnen dabei Ihre
Susanne G. Seiler


Alles was wir tun ist Musik, John Cage

Der Regentag bietet sich an gebietet sich der Regentag
für eine Unternehmung das Tropfentrommeln der Tropfen
ans Fenster ans gekippte Fenster Und die triefenden Blätter
der trompetenartigen weissen Blumen weissen Blüten
in dem Garten unter dem gekippten Fenster: will nur
zu Haus bleiben, sagst du und dem Regen lauschen
älter als das Auge: der Gehörsinn blätternder umblätternder
Regen draussen durchweichte Trompetenblumen Trompeten-
blüten: dein Trommeln mit Fingern Fingerspitzen auf den
Tisch auf das weisse Blatt Papier malst eine Blüte trompeten-
artige einer weissen ungeschützten Unternehmung (Blüte:)
Spaziergang über die Dörfer hinaus im Regen.

Volker Sielaff

september 2019 – goodnews editorial

Geist über Materie

Was ist wichtiger? Wie wir denken oder wie wir aufgewachsen sind? Was wir wollen oder was wir haben? Und sind wir in der Lage, Liebe, Reichtum und Gesundheit allein durch die Stärke unseres Charakters anzuziehen? Gibt es eine erprobte Methode, um mit dem Universum in Resonanz zu treten, damit sich unsere Wünsche erfüllen? Und was ist mit den schlimmen Dingen, die uns passieren? Sind sie auch unsere Verantwortung? Ich glaube, dass ich die Schöpferin meiner eigenen Wirklichkeit bin, was meine Wahrnehmung anbelangt. Dass es an mir liegt, wie ich die Welt sehe, in einer schwarzen Wolke oder als ewigen Sonnenuntergang (oder irgendwo dazwischen), doch wo es um den „Empfang“ geht, sind alle anderen genauso beschäftigt wie ich, ihre Schöpfung zu schützen und aufrechtzuerhalten. Es gibt eine Logik in meinem Leben, und meine Handlungen haben Konsequenzen, aber es gibt auch viele Faktoren ausserhalb meines Einflusses, von Kontrolle ganz zu schwiegen. Was das Erhalten angeht von dem, was ich will – auch Kriegen genannt: Das geht nicht auf Knopfdruck. Die Materie braucht ihre Zeit.

Einen fröhlichen Herbst Ihnen alle!
Susanne G. Seiler


Wie der Herbstwind weht!

Wie der Herbstwind weht!
Doch wir beide leben noch,
beide, du und ich.

Shiki (1867-1912)

august 2019 – goodnews editorial

Cui bono?
Seit der Finanzkrise von 2008 sprechen wir locker von Milliarden, wo am Vortag Millionen noch ganz schön viel waren. In den Industrienationen springen seither die Superreichen wie Pilze aus dem Boden. Diese Länder sind die grossen Nutzniesser der Globalisierung. In China hat die Öffnung hin zur Marktwirtschaft zu mehr Wohlstand für weite Teile der Bevölkerung geführt, seit dem Durchbruch der Informationstechnologie ist in vielen Schwellenländern eine neue Mittelschicht entstanden, und es wurden zahlreiche neue Arbeitsplätze im Agrarsektor geschaffen. Viele Menschen auf der ganzen Welt sind nicht mehr so arm wie früher, und auf der persönlichen Ebene kennen wir heute Menschen aus der ganzen Welt, während unser Bekanntenkreis vor nicht allzu langer Zeit noch weitaus homogener war. Unsere Welt ist bunter geworden. Es besteht kein Grund, warum wir gemeinsam die ökologischen Probleme nicht angehen könnten, die sich in letzter Zeit verdichten. Die vorliegende Ausgabe der goodnews stellt einige Ansätze dazu vor. Doch in der Zwischenzeit geniessen wir das Leben und gehen baden!

Sommerlich Ihre,
Susanne G. Seiler


Löwe Mojito

Ich grins Limettenzähne
Auf deinen Augenauftakt. vergiss nicht,
Wie Barhocker sich anstellen.
Im Dunkel
Der Minze leg ich mich
Dir auf die Lippen. wie Strohhalme
Greifen unsere Zungen und
Wir treiben Rum
Durch die Sprachplätze. zwischen deinem
Mund, meinem Ohr, deinem Ohr
Meinem Mund.
Eine Geisterfahrt gegen die Musik. hörst du
Viel zu viele Zucker röhren
Zwischen unseren Zähnen. Süsse.
Schwapp hin und her. doch ich
Werde fort sein
Bevor das Eis schmilzt.
Rette unser Eis.

Martin Piekar

juli 2019 – goodnews editorial

Fake News
Der gemeinsame Nenner der meisten Fake News ist ihre Negativität: Kinderporno-Ring in der Pizzeria, Sommerzeit fördert globale Erwärmung, Papst unterstützt Trump; Soros steckt hinter Flüchtlingsströmen; Merkel will zwölf Millionen Einwanderer; EU hat ihre Wurzeln in Nazi Deutschland… Deshalb schlage ich vor, dass wir stattdessen folgende Gerüchte verbreiten: Sultan von Brunei eröffnet Zufluchtsort für misshandelte LGTBI-Menschen in Seri Begawan; Ku Klux Klan finanziert Schulen für benachteiligte schwarze Kinder in Alabama; die Präsidenten Putin, Xi und Erdogan kündigen gemeinsam neue Gesetze zur freien Meinungsäusserung in ihren Ländern an; Präsident Trump unterschreibt Gesetz zur Schaffung von zwölf neuen Nationalparks in ehemaligen Bergbaugebieten und schickt Flüchtlingskinder nach Hause; Australien schliesst seine Konzentrationslager auf Nauru und Manus, Kim Jong-un öffnet die Grenze zu Südkorea, Israel und Palästina rufen bedingungslosen Frieden aus und, nicht zuletzt, weltweit wird der gesamte öffentliche Verkehr ab dem 1. September 2019 gratis!

Zuversichtlich Ihre,
Susanne G. Seiler


Apropos Herr Goselmann

Also, ich bin seine Katze, zur
Blutdrucksenkung den Ägyptern
Schon bekannt, und
Als der Alte wusste
Wie es um seine Seelenruhe stand
Entzog er sich
Zunächst den Schlaf
Dann hat das Schlitzohr
Mich in einer Flasche aus
Halluzinogen verquicktem
Zuckerglas in den Fluss
Gesteckt. Ich leckte brav
Substanz – der Effekt
War: Darwin
Biss mir meine Krallen ab
In der Tat
Herrn Goselmanns Blutdruck sank und
Unterdessen trank ich, fand
Mich, mit der Auflösung
Der Flaschenwand
In seiner ruhigen Hand – seither
Schnurre ich, wenn man mich
Aus dem Wasser fischt

Daria-Maria Cojocaru

juni 2019 – goodnews editorial

Vor kurzem hörte ich Jeremy Narby über Psychedelische Pflanzenlehrer sprechen; es war eine hervorragende Präsentation. So kam ich dazu, meine eigene Verbindung zur Natur zu überdenken. Leider ist meine Beziehung zur natürlichen Welt eher theoretisch als praktisch: Abgesehen von meinen Besuchen in den Parks, am See und entlang den Flüssen, die durch die Stadt fliessen, in der ich lebe, und dem Himmel über mir, ist die «echte» Natur etwas, das ich nur ausnahmsweise erlebe. So ist es für die meisten Stadtbewohner. Deshalb erstaunt es mich nicht, dass wir sie um so mehr als unsere Mutter verehren, je mehr wir den Kontakt zur Natur verlieren, einschliesslich unserer eigenen Natur. Dafür hat unsere Naturliebe eine quasi religiöse Form angenommen, vergleichbar mit der Liebe zu fernen Göttern oder Göttinnen, die wir um so besser bewundern können, da sie uns fremd bleiben. Wird diese Liebe ausreichen, um die natürliche Welt, wie wir sie kennen, zu retten und uns selbst damit?

Natürlich Ihre,
Susanne G. Seiler

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aus dem naturkundemuseum weiss ich

aus dem naturkundemuseum weiss ich:
zerreibe ich sand zwischen meinen
fingern, erde und kohle, ziert das die
rebe nicht, der eber reizt sich, zeigt sich,
schert zeit um sich. wie sind diese
bäume zu verstehen. und machen die
haare auf meinem körper schon eine
wiese. am einfachsten liebt es sich
rückwärts. nimmt man beim singen
einen vogel hinzu, kann man den
pfeifton weglassen. aus dem naturkunde-
museum weiss ich nicht: ist das mein
wald oder deiner. und ein rückstoss der
sich in den gräsern zeigt, wie ein
geräusch, in einer esche grau, eine
scherge auch, einen sucher, schauer, eine
ursache aus. wohin mit dem schorf.

Ronya Othmann

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