Während des „Summer of Love“ war es zunächst in San Francisco (1967) und dann auch in anderen Städten wie Toronto (1968), wo ich damals lebte, üblich, von Freunden auf der Straße angebotenes LSD zu nehmen, es sofort zu schlucken und abzuwarten, was passieren würde.
Nebst Timothy Leary, Richard Alpert und ihren Kollegen, die Psychedelika aus dem Elfenbeinturm von Harvard entkommen liessen, verdanken wir diese Wende hin zur jugendlichen Massenberauschung ironischerweise der Inkompetenz der amerikanischen und britischen Geheimdienste. Sie liessen die magischen Pillen, die sie ihren Testpersonen oft ohne deren Wissen und Zustimmung verabreichten, aus den Labors und Schränken entkommen, sodass sie ihren Weg auf die Straße fanden.
Ken Kesey, der Autor von „Einer flog über das Kuckucksnest“, war einer dieser Probanden, wenn auch mit seiner Zustimmung. Seine chaotischen Merry Pranksters, eine ausgelassene Gruppe von Korea-Veteranen und anderen harten Brocken, veranstalteten bald Acid-Partys zu den Klängen der Grateful Dead, während Timothy Leary an der Ostküste damit beschäftigt war, immer mehr zu seinem messianischen Selbst zu werden. 1969 kandidierte er für das Amt des Gouverneurs von Kalifornien, wo er gelebt und als klinischer Psychologe gearbeitet hatte und Mitbegründer der Psychologieabteilung am Kayser Berkeley Hospital war. Bald darauf wurde er verhaftet und ins Gefängnis gesteckt. Sein Slogan „Come Together Join the Party”, aus dem John Lennon seinen gleichnamigen Song schuf, beschreibt eine Zeit, in der Freiheit gefordert und Befreiung in unbekanntem Ausmass angestrebt wurde, indem schiere Massen von Jugendlichen und anderen auf die Strasse gingen.
Insgesamt sollen von der amerikanischen Westküste über Indien bis nach Ozeanien allein eine halbe Milliarde LSD-Dosen eine Bewusstseinserweiterung ausgelöst haben, die bis heute laut und deutlich nachhallt. Im vergangenen Jahr gaben 27 Millionen Amerikaner über 12 Jahren (!) an, im letzten Jahr LSD genommen zu haben. Etwa einer von 50.000 benötigt während oder infolge eines Trips Hilfe.
Um Menschen, die schlimmstenfalls Hedonisten sind, nicht zu kriminalisieren, muss der Besitz kleiner Mengen von LSD, Psilocybin und MDMA reguliert werden, da diese Substanzen bei verantwortungsvollem Umgang relativ sicher sind.
Noch etwas:
Ab dem 25. November stellen wir eine Auswahl unserer Bücher und anderer Schätze im Kunstraum Walcheturm in Zürich aus. Ähnlich wie beim monatlichen Psychedelic Salon, der im Zürcher Cabaret Voltaire beheimatet ist, bieten wir Lesungen und Diskussionen sowie ein Filmprogramm in den farbenfrohen Räumlichkeiten des Walcheturms an.
Die Bibliothek ist mittwochs bis samstags von 12 bis 18 Uhr geöffnet; das Abendprogramm findet von 17 bis 19 Uhr statt, nach Ankündigung. Wenn Sie sich engagieren und uns unterstützen möchten, lassen Sie es uns bitte wissen.
Wir feiern am 18. November ab 18 Uhr.
Herzlich willkommen!
Susanne Seiler
Kunstraum Walcheturm, Kanonengasse 20, 8004 Zurich
