goodnews – august 2025 – editorial: im gedenken an jonathan ott 

„Absolut brillant und in jeder Hinsicht inspirierend – als Schriftsteller, Ethnobotaniker, Chemiker, Psychonaut, Pharmakologe, Erzähler von Drogengeschichten, Gärtner, Baumeister, Wasserkraftspezialist (er versorgte sein Haus und sein Dorf zeitweise mit einem selbst installierten Kraftwerk), Lehrer, Herausgeber und als so ziemlich allem anderen, was man sich nur vorstellen kann. Jonathan verfügte über ein gigantisches Wissen, vielfältige Fähigkeiten und ein noch grösseres Herz. Er wird von so vielen Menschen schmerzlich vermisst werden.“
Hattie Wells, Psychedelische Therapeutin und Co-Direktorin der Breaking Convention

Jonathan Ott wurde am 2. Juni 1949 in Hartford, Connecticut, geboren, wo er seine Kindheit mit seinen drei Schwestern verbrachte. Laut Claudia Müller-Ebeling, die ihn gut kannte, musste er „familiäre, politische und akademische Grenzen sowie meist beschränkte Bewusstseinssphären» überwinden, bevor er am Evergreen State College in Olympia (Washington) und später in Mexiko, wo er sich niederliess, organische Chemie studierte. Sehen Sie dazu ihren Nachruf.

1973 führte ihn eine schicksalhafte Begegnung mit Richard Evans Schultes zusammen. Er, Albert Hofmann und R. Gordon Wasson blieben Jonathans wichtigste Mentoren. Er arbeitete auch mit anderen leidenschaftlichen ethnobotanischen Forschern wie Blas Pablo Reko, Christian Rätsch und Jochen Gartz zusammen. Wie auch Alexander Shulgin und Antonio Escohotado, die uns ebenfalls kürzlich verlassen haben, weilt er nun im Land jenseits des Regenbogens, wo sie hoffentlich alle eine gute Zeit miteinander verbringen.

Jonathan Ott ist unter anderem dafür bekannt, dass er Albert Hofmanns berühmtes Buch LSD, mein Sorgenkind ins Englische übersetzte und den Begriff „Entheogen“ mit prägte. Nicht nur sein Englisch war äusserst elegant und eine Freude zu hören und zu lesen, auch sein Deutsch war bemerkenswert und nur mit einem leichten Akzent gesprochen. Neben Spanisch war er ein Kenner indigener Sprachen. Er war Autor und Co-Autor zahlreicher Bücher und Artikel, darunter die bekanntesten Pharmacotheon: Entheogenic Drugs, Their Plant Sources and History (1993), Ayahuasca Analoge. Pangaeische Entheogene (1994) und Hallucinogenic Plants of North America (1976). Mit dem ihm seelenverwandten und ebenfalls kürzlich verstorbenen Christian Rätsch verfasste er überdies Coca und Kokain: Ethnobotanik, Kunst und Chemie (2003). Eine Auswahl seiner verfügbaren Werke finden Sie hier (E) und hier (D).

Jonathan war in Mexiko als erfahrener Feldforscher bekannt. Er besass ein kleines Labor für Naturprodukte und einen selbst angelegten botanischen Garten mit Heilkräutern. Im März 2010 wurde sein Haus durch Brandstiftung zerstört. Berichten zufolge dienten die Bücher, die Albert Hofmann Ott geschenkt hatte, als Zunder, was darauf hindeutet, dass der oder die Brandstifter vorsätzlich und aus Rachsucht gehandelt haben müssen. Glücklicherweise war Jonathan Ott zum Zeitpunkt des Vorfalls nicht zu Hause.

Ab 1976 initiierte er zusammen mit verschiedenen Partnern mehrere psychedelische Konferenzen. Die psychedelische Bewegung verdankt ihm mehr, als wir jemals wissen oder ausdrücken können.

Die Gaia Media Stiftung war mehrfach seine Gastgeberin und Mitveranstalterin seiner Vorträge. „The Hermit of a Latter-Day St-Anthony Entertains St Albert” (LSD80, Basel 2023), „Albert Hofmann’s Contributions to Chemical and Pharmaceutical Research” (2014) sowie ein „Interview with Faustin Bray” (World Psychedelic Forum 2008) und „Albert Hofmann & Jonathan Ott About Consciousness and Mystical Experiences” (vor Dr. Hofmanns Haus in der Rittimatte 2002 aufgenommen) finden Sie auf unserer YouTube-Seite. Ich habe ihn auch hier gefunden. Bitte scrollen…

Jonathan Ott und ich waren etwa gleich alt. Nun isf er unerwartet am 5. Juli gestorben. Die Todesursache steht noch aus. Er war ein warmherziger Mensch, und ich bedaure sehr, dass er nicht mehr unter uns ist.

In liebevoller Erinnerung,

Susanne G. Seiler

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